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wo der Gaggenauer Obelisk ursprünglich stand – und warum

Ein Obelisk im Murgtal? An den Anblick haben wir uns gewöhnt. Heute steht das acht Meter hohe Denkmal aus Sandstein neben dem Gaggenauer Rathaus (Bild rechts unten). Das aber erst seit 1981. Davor war sein Platz das Murgufer vorne an der Brücke. Doch auch das war nicht der ursprüngliche Ort. Denn eigentlich stand das Denkmal frei in der Landschaft, vor dem Amalienberg. Das könnte uns schon einen Hinweis auf das "warum?" geben. Denn der Amalienberg war das Gut von Anton Rindenschwender (1725–1803).

Als der nämlich im Mai 1803 starb, war der Markgraf so gerührt, dass er seinen obersten Architekten Friedrich Weinbrenner (1766–1826) damit beauftragte, ihm ein Denkmal zu setzen. Die Inschrift sagt es: "Dem Stifter des Amalienbergs Beförderer des Landbaus Gewerbefleisses und Handels seiner Gegend Anton Rindenschwender dankt Kurfürst Carl Friedrich MDCCCIII". Dessen Sohn Erbprinz Carl Ludwig von Baden war mit seiner Ehefrau Amalie häufig bei Rindenschwender zu Gast, weshalb sein Gut auf dem Hügel "Hilpert" den Namen "Amalienberg" erhielt. Hier konnten dringend gebrauchte Lebensmittel für die Bevölkerung angebaut werden.

Mit verschiedenen Unternehmungen, vor allem mit Holzhandel und Glasherstellung, hatte er nicht nur seine eigene Laufbahn, sondern eben auch das Murgtal entwickelt und gefördert. So ging die Entwicklung des kleinen Weilers Gaggenau zur Produktionsstätte von Glaswaren mit zahlreichen weiteren Einrichtungen für Leben, Wohnen und Arbeiten – und damit zur Stadt – wesentlich auf seine Initiative zurück. Es war auch sein Geburtsort, und hier war er 50 Jahre lang Schultheiß. Mit seiner beeindruckenden Biographie soll er später zum Vorbild für den jungen Köhler Peter Munk in Wilhelm Hauffs berühmter, oft gedruckter und verfilmter Erzählung "Das kalte Herz" (1827) geworden sein.

Aber auch der Obelisk selbst ist nicht nur Denkmal, sondern auch Wegweiser. Diese ägyptische Form fand man in den deutschen Ländern bis dahin nur in privaten Landschaftsgärten. Der Architekt Weinbrenner signalisiert damit, dass er das ganze Murgtal als einen Landschaftsgarten ansieht, wie er ihn wenig später um das Gutshaus in Rotenfels herum ausgestaltete. Und auch dort ging es nicht nur um ländliche Schönheit, sondern um die Ernährung der Bevölkerung. Das Murgtal wurde damit endgültig zum Prototyp der Idee von der Kulturlandschaft, in der Kunst und Natur eine Synthese eingehen.

Bild oben: Der Obelisk vor dem Amalienberg, Stich um 1800; in: Kurt Andermann, "Anton Rindenschwender 1725–1803. Wirtschaftspionier im Nordschwarzwald", in: Badische Heimat. 83, 4, 2003, S. 627–635: S. 631.

Bild rechts oben: Postkarte mit Obelisk vor dem Amalienberg und Portrait Rindenschwenders, um 1900; Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft

Bild rechts unten: der Obelisk heute neben dem Gaggenauer Rathaus; Friedrich-Weinbrenner-Gesellschaft